Es war ein merkwürdiges Gefühl, vor ein paar Tagen dieses Album auf den Plattenspieler zu legen: “Lunático” von Gotan Project (2006) hat mein Interesse am argentinischen Tango geweckt. Ich glaube alle Tanguer@s haben so ein Album, das sie zum Tango gebracht hat. Die Musik gewordene Fantasie, eine Sehnsucht und ein Wunschtraum dessen was sein könnte. Der Ton, der uns spüren ließ, dass wir ein neues Hobby für den Rest unseres Lebens haben werden. |
|
Der coole Sound dieser Lounge-Musik. Mit einem Hauch Exotik und Melancholie. Fühlt sich für mich immer noch an, wie eine warme Sommerbrise mit einem Mojito in der Hand. Was ist eigentlich “retro”?Über die Jahre gesellen sich andere Eindrücke hinzu. Wir reifen als Tänzer, schulen unsere Ohren und distanzieren uns womöglich auch von Vorstellungen und Erwartungen, die wir später als naiv und unzutreffend begreifen. Moden sind dabei nicht unerheblich. Alles hat seine Zeit. Und unsere ist schnelllebig. Mich beschleicht daher das Gefühl, dass Gotan Project 2021 auf einen Plattenteller zu legen irgendwie mehr “retro” ist, als Troilo-Marino. Vielleicht gefällt es mir gerade deshalb, die Folie meiner fabrikneuen Vinylausgabe von “Lunático” behutsam mit einem scharfen Messer zu durchdringen. Der Klang ist großartig. “Ein vollendetes Werk, ohne Wenn und Aber!” findet damals ein Rezensent ein wenig nichtssagend. Die “Tom Waitssche Kaputtheit” erschließt sich mir nicht, aber bei “Laid Backness” bin ich ganz bei ihm. Als “wahrhaftiger Fortschritt” für den argentinischen Tango erschien das Album seinerzeit. Vielleicht ist es das, was mir so merkwürdig antiquiert erscheint. Das Gefühl, den Tango mit einer Drummachine im Background und ein paar ausgefallenen Bewegungsstudien neu erfinden zu können, ist mittlerweile einem weiteren Blick gewichen, der auch die Tradition wieder zu Geltung kommen lässt! Wie heißt Dein erstes Tango-Album? Welche Erinnerungen verbindest Du damit? |
|
|